Neulich habe ich es wieder erlebt… verträumt dusche ich so vor mich hin, reibe dann meine Augen mit dem Waschlappen trocken und was sehe ich… winzige Schimmelflecken in der Deckenecke!

Was manchen schon in Alarmbereitschaft bringt, regt mich erstmal nicht auf, denn ich kenne diese chronische Stelle. Es ist halt wie der kleine Fußpilzfreund, der regelmässig im Sommer durch den feuchten Hitzestau im Schuh vorbeischaut. Unausweichlich. Aber nicht schlimm. Man kann ja was tun, um den Befall zu beseitigen und dann in Schach zu halten!

Schimmelzellen mögen keine Trockenheit

Überall da, wo Feuchte und Wärme ein Klima bilden, kann organisches Material von Schimmel befallen werden. So wie der übers Wochenende liegen gebliebene Pfirsich oder das vergessene Brot im Kasten. Bei den derzeitigen Raumluftfeuchtigkeiten geht das sehr schnell.

Dazu kommt, dass wir natürlicherweise in der Außenluft jede Menge Schimmelsporen herumfliegen haben. Das können Cladosporien sein oder Alternaria und Botrytis, aber auch Hefepilzarten, sie gehören zum Lebensraum Mensch. Daher bringen wir in dem Moment, wo wir das Fenster aufmachen, solche Schimmelsporen auch in unsere Innenräume. Normalerweise ist das kein Problem, unser Organismus ist darauf ausgerichtet und braucht diesen biologischen Austausch unbedingt. Erst eine höhere Konzentration oder bestimmte Schimmelarten werden irgendwann zum Problem, vor allem für die Schleimhäute und Lungen.

Um also Schimmelwachstum präventiv zu vermeiden, achte überall da, wo länger anhaltende Feuchtigkeit entstehen kann, auf Trockenheit.

Klassische Schimmelstellen

Grundsätzlich kannst du kleine einzelne Schimmelstellen selbst beseitigen.

Typische Stellen können sein:

  • Die obere Wandecke in der Duschkabine, die am schlechtesten Luftzug zum Trocknen bekommt.

  • In den Fliesenfugen oder den Dichtungsstreifen der Dusch-/ Badewanne, wenn du diese nach dem Duschen nicht regelmässig trocken abreibst.

  • Überhaupt an Außenwänden, sofern die Stellen schlecht zu belüften und immer zu kalt sind, wie es in ungedämmten Altbauten mit neueren Fenstern – also klassischen günstigeren Mietwohnungen – häufig der Fall ist.

  • Befallene Wandstellen, die in Summe nicht größer als 0,5 m² sind, z.B. im Schlafzimmer hinter dem Bett,

  • oder hinter dem Kühlschrank, wenn dieser auch vor einer kalten Außenwand steht,

  • oder unter der Spüle, wo auch noch der Biomüll steht.

  • Gegenstände oder Wände im kühlen Keller, wenn du im schwülen Sommer das Fenster offenstehen lässt.

  • In der Waschküche.

  • Im Waschmittelfach der Waschmaschine, wenn du dieses nach dem Waschen nicht geöffnet lässt, damit es trocknen kann und wenn du es nicht regelmässig sauber machst.

  • Am Duschkopf, wenn du diesen nicht regelmässig mit einem Reiniger abschrubbst…

Bestimmt gibt es noch viel mehr typische Stellen. Das sind zumindest meine Top-Ten-Klassiker.

Symptombeseitigung

Da solche typischen Schimmelstellen immer wieder kommen werden, wenn die eigentliche bautechnische Ursache nicht verbessert wird (z.B. durch automatisch gesteuerte Lüftungsbewegung oder ganzheitlich durchdachte Dämmmassnahmen), handelt es sich dabei schlichtweg um Symptombehandlung. Und hier sind die Bewohner auch in der Sorgfaltspflicht. Das ist wie bei unseren Zähnen, da müssen wir auch regelmässig zur Zahnreinigung. Wie bei der Mundhygiene gilt auch beim Schimmel: je besser ich (trocken-) putze, desto weniger habe ich chronische Stellen. Sorry, so ist es halt!

Gehst du den kleinen Stellen manuell dann an den Kragen, musst du deine Atemwege nicht besonders schützen. Vor allem ist bei Befall, der noch sehr feucht ist, die Sporenfreisetzung sehr gering.

Am besten nimmst du einen Putzschwamm oder eine feste Spülbürste, besprühst diese mit einem Anti-Schimmelmittel und schrubbst damit die Stellen ein paar Mal ab. Den Putzschwamm oder die Spülbürste schmeißt du am Ende weg! Da Schimmel ein Mycel bildet, also in Material hineinwächst, solltest du das Prozedere ruhig ein paar Mal machen.

Das beste Anti-Schimmelmittel kennst du von jeder medizinischen Behandlung: es ist Alkohol, und Alkohol desinfiziert! Wenn du in die Apotheke gehst, dann sage, dass du damit Schimmel beseitigen willst. Es gibt Flaschen mit 80% oder 70% Ethylalkoholgemisch. Beides ist im Prinzip gut. Das wichtigste ist, dass keine offenen Feuer, also Kerzen o.ä. in der Nähe brennen während du den Alkohol besprühst!

Ist der Befall an der Wand und nähert sich einem halben Quadratmeter an Größe, dann rate ich dringend zu einer kleinen Schutzausrüstung.

Da wir es bei einem sichtbar wachsenden Schimmelbefall immer mit einer Mixtur von verschiedenen Schimmelarten haben, deren Sporen unterschiedliche Größen haben und daher unterschiedlich lungengängig sind, empfehle ich, wie gegen Feinstaub Mundschutz zu tragen, während du den Befall beseitigst! So ein Ding haben wir dank Corona inzwischen alle zuhause:  Setze die FFP2-Maske auf und achte wirklich auf seitliche Dichtigkeit. Es ist ja nur kurz! FFP2-Masken filtern zu 94 % Partikel, die größer als 0,6 Mikrometer sind, also auch lungengängige Sporenpartikel.

Beseitigung von kleinem Schimmelbefall

Folgende Schritte haben sich bewährt, wenn du befallene Wände von Schimmel entfernst:

  • Besprühe den Befall großflächig mit Alkohol und wische dabei das herunterfließende Wasser gleich mit einem Putztuch weg.

  • Lasse die Stellen kurz trocknen und wiederhole dann 2-3 Mal.

  • Falls du einen speziellen Staubsauger mit einem Feinstaubfilter (HEPA-Filter) hast, kannst du die Stellen mit der Düse absaugen. Aber Achtung: wenn du keinen solchen Hepa-Sauger hast, dann bläst du die Sporen massenhaft in die Raumluft!

  • Lasse die Stellen danach von der Luft 1-2 Tage abtrocknen.

  • Befallene Tapeten musst du immer entfernen! Schneide dazu die betroffenen Stellen wieder sicherheitshalber großflächig mit einem Teppichmesser quadratisch aus und löse die Tapete vorsichtig ab. Meist muss man sie dazu nass machen. Lasse daher die Wand trocknen bevor du die verputzte Wand nochmals mit Alkohol besprühst.

  • Kratze mit einer Drahtbürste den Putz oberflächlich ab bis zumindest mit bloßem Auge kein Befall mehr sichtbar ist.

  • Besprühe nochmals mit Alkohol.

Ein weiterer Aspekt, den es zur Vermeidung von Schimmelwachstum zu beachten gilt, ist die Beschaffenheit des Materials auf dem er wachsen kann. Das erkläre ich dir in einem weiteren Artikel.

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Wer schreibt?

Foto von Ilka Mutschelknaus, Innenarchitektin und Baubiologin (IBN)

Ilka Mutschelknaus ist Innenarchitektin und Baubiologin IBN. Nachdem sie 10 Jahre lang sachverständige Beratung zu "erkrankten" Häusern durchführte, steckt sie jetzt ihr Herzblut in die Beratung für baubiologische Tiny Häuser mit der Vision, dass dadurch gesundes und bezahlbares Wohnen für Alle möglich werden kann. Sie lebt und wirkt in Schongau, das liegt im malerischen Pfaffenwinkel. Mehr über Ilka

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Ilka Mutschelknaus ist Innenarchitektin und Baubiologin IBN. Nachdem sie 10 Jahre lang sachverständige Beratung zu "erkrankten" Häusern durchführte, steckt sie jetzt ihr Herzblut in die Beratung für baubiologische Tiny Häuser mit der Vision, dass dadurch gesundes und bezahlbares Wohnen für Alle möglich werden kann. Sie lebt und wirkt in Schongau, das liegt im malerischen Pfaffenwinkel. Mehr über Ilka