Knackendes Holz, der Duft von Röstaromen und das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist. Feuer löst in uns ein tiefes Wohlbehagen aus. Aber nicht nur aus romantischen Gründen genießen wir diese Art der Wärme so sehr, sondern aus rein physikalischen ebenso.

Der Ruf der Wildnis

Prasselndes Lagerfeuer, rote Glut und das unverkennbare Gefühl von ausgedehnter, starker Hitze an den Händen, wenn man sie gen Feuer streckt. Wer kennt ihn nicht? Den kleinen Hauch von Abenteuer und Freiheit, wenn man ein selbstgebautes Lagerfeuer brennen sieht? Feuer hat eine ungebrochene Anziehungskraft auf uns Menschen, sofern es in einem kontrollierten Rahmen brennt. Es ist aber nicht nur das einzigartige Lichtspiel von Feuer, welches uns anzieht, sondern auch die Art der Wärme. Feuer ist eine Strahlungswärmequelle, ähnlich der Sonne. Ihre Infrarotstrahlung dringt tief in unsere Muskulatur ein und wärmt uns nachhaltig.

Kachel- oder Grundofen: der Klassiker

Über Jahrtausende hinweg waren die Sonne und Feuerstellen die einzige Wärmequelle, die Menschen kannten. Unser Körper empfindet dies als eine natürliche Art der Wärmezufuhr. Kachel- und Schwedenöfen liefern eine solche Wärme, allerdings in unterschiedlichen Varianten.

Ein Kachelofen ist genau genommen eine Flächenheizung, ähnlich einer Fußbodenheizung, nur deutlich heißer und deutlich lokaler. Kachelöfen arbeiten genauso mit der Massespeicherwirkung, wie eine Wand- oder Fußbodenheizung. Nur dass sie zum einen nicht wassergeführt sind und zum anderen mit einer lokaleren Masse, also nicht so gleichmäßig verteilt arbeiten. Ein echter Kachelofen, so wie wir ihn aus Berghütten und alten Bauernhäusern kennen braucht viel Fürsorge. Man muss seinen eigenen Ofen gut kennen um zu wissen, wieviel Holz man für einen Heizzyklus braucht. Wenn man das mal weiß, heißt es, dass man Zeit investieren muss, um ihn zum Laufen zu bringen. Es muss eine bestimmte Menge an Holz verschürt werden, deren Hitze die Schamottsteine vorheizt, um dann, wenn die letzte Fuhre Holz zu glühender Kohle geworden ist, den Brennraum zu verschließen. Ab dann kann ein Kachelofen bis zu 24 Stunden einen Raum beheizen. Nach dem Verschließen des Brennraumes stoppt der Kamineffekt, die Hitze wird in die Speichermasse gedrückt und strahlt von dort aus einen langen Zeitraum Wärme in den Raum ab. Ähnlich wie eine Flächenheizung verhindert diese Art der Wärme Konvektion und ist es für unseren Körper eine angenehme Wärme. Aufgrund der hohen Oberflächenhitze kann es aber zu Staubverschwelung kommen und die Bauteile um uns herum bleiben kalt. Zusätzlich zu dem Fürsorgeaufwand für einen Kachelofen hat man leider auch nicht den emotionalen Gewinn eines sichtbaren Feuers.

Schwedenofen: die Kirsche auf der Torte des modernen Wohnens

Anders ist das bei Schwedenöfen. Schwedenöfen oder Kaminöfen, haben einen Brennraum mit einer Glasscheibe, in dem wir dem Feuer beim Abbrennen zusehen können. Anders als bei den Kachelöfen hat ein Schwedenofen aber deutlich weniger Speichermasse, also auch eine deutlich kürzere Heizdauer. Es gibt in Bezug auf Schwedenöfen eine Faustregel: „Was der Ofen sieht, heizt er“ das bedeutet, über die Glasscheibe des Schwedenofens gehen etwa 70% der Hitze verloren, also einfach in den Raum und nicht in Speichermasse. Je größer die Scheibe, desto größer der Radius der abgestrahlten Wärme, aber desto größer auch der Wärmeverlust. Bei einem Schwedenofen hat man also keinen langfristigen Effekt, ist das Feuer abgebrannt, wird es schnell kalt. Eine Heizung die ihre Wärme direkt über Feuer bezieht, kann man also schlecht steuern. Es gibt nur an/aus und nur heiß/kalt. Dazwischen ist nichts. Dennoch ist ein Kaminofen sehr häufig eines der Dinge, über das sich Mieter einer Wohnung freuen und Eigentümer einen großen Wert darauf legen, einen einzubauen. Irgendwo tief in uns drin berührt Feuer immer noch eine alte Sehnsucht.

Samtrauchig Duft von Buchenholz
durchdringt das abendliche Dämmern.
Leicht atmend Stille überall,
ein freundlich Knistern, Knacken, Hämmern.
Es ist das Leben, die rote Magie,
aus Feuer sind wir gemacht.
Und während ich tief in die Flammen seh,
erahn ich die uralte Macht.
Die Wände kalt, die Luft geeist.
Im schwarzen Stahl die wilde Glut,
füllt in des Raumes letzten Winkel,
Behaglichkeit wie warmes Blut.
Benno Blues

Jetzt ist aber ein Kachel- der Schwedenofen gar nicht so leicht nachinstalliert. Die wenigsten Neubauten haben einen Kaminanschluss. Bei älteren Wohnungen besteht durchaus die Möglichkeit, dass eine Feuerstelle angeschlossen werden kann.

Ob das bei Dir geht, musst Du mit Deinem Vermieter besprechen und vielleicht einen Schornsteinfeger hinzuziehen. Den zuständigen Fachmann dafür findest Du beim Bundesverband für Schornsteinfeger.

Holzbetriebene Heizungen haben verschiedene Vor- und Nachteile. Hier findest Du die Punkte, die zu beachten sind, wenn Du einen Kaminofen betreiben möchtest:

  • Körperähnliche Strahlungswärme

  • Sehr schnelle, ursprüngliche Wärme

  • Unabhängig von Öl, Gas oder Strom

  • Emotionaler Faktor Feuer

  • Arbeit durch Holz hacken und schüren

  • braucht Lagerfläche für das Holz

  • Temperatur nicht steuerbar

  • Staubverschwelungen möglich

  • Platzbedarf und Anschlussmöglichkeit

  • Schornsteinfeger muss hinzugezogen werden

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Wer schreibt?

Foto von Marlene Korff, Innenarchitektin und Baubiologin (IBN)

Marlene Korff ist Innenarchitektin und Baubiologin IBN und nach vielen Jahren in der Sanierung von kleineren und größeren Objekten, arbeitet Marlene jetzt in der unabhängigen, holistischen Beratung für nachhaltiges Bauen bei den Greengineers.  Marlene lebt und arbeitet in München. Mehr über Marlene

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Marlene Korff ist Innenarchitektin und Baubiologin IBN und nach vielen Jahren in der Sanierung von kleineren und größeren Objekten, arbeitet Marlene jetzt in der unabhängigen, holistischen Beratung für nachhaltiges Bauen bei den Greengineers.  Marlene lebt und arbeitet in München. Mehr über Marlene