Warum ist für fast jeden ein Lagerfeuer eine angenehme Art der Wärme? Wieso reagieren wir so positiv auf Wärmflaschen? Und was hat das mit Deiner Heizung zu tun?

Zentralheizung. Kachelofen. Fußbodenheizung. Jeder, der schon mal Anzeigen für Mietwohnungen gewälzt hat, kennt diese Begriffe. Welche Unterschiede aber in ihnen liegen und warum der heutige Standard nicht unserem Wohlfühlbedürfnis entspricht, sehen wir uns hier genauer an.

Was ist gut für unseren Körper?

Wir Menschen sind homoiotherme Strahlungskörper, also sozusagen Warmblüter. Je nachdem welcher Umgebungstemperatur wir ausgesetzt sind, frieren oder schwitzen wir, weil wir versuchen, unsere Kerntemperatur konstant zu halten. Wir nehmen also Wärme auf, oder geben sie an unsere Umgebung ab. Jeder von uns hat schon erlebt, wie schnell man kalte Füße bekommt, wenn man sich im Winter, oder sogar nur in der Übergangszeit, in einem Haus ohne Wärmedämmung, Fußbodenheizung und mit Fliesenboden aufhält. Wärme und Kälte ist etwas, das wir mit unserem Körper wahrnehmen und als angenehm, oder unangenehm einordnen können.

Heizen wiederum ist ein technischer Vorgang und orientiert sich nicht immer an unserem körperlichen Empfinden.

Zentralheizung ist, im Gegensatz zu der dezentralen Raumheizung wie z.B. mit einem Kachelofen, heute der Standard in Wohngebäuden. Kurz gesagt bedeutet Zentralheizung, dass irgendwo ein großer Öltank, eine Gastherme, oder ein Pelletbrenner mit Speicher steht, der von einem zentralen Punkt aus – meistens dem Keller – alle Wohneinheiten des Hauses mit Wärme versorgt.

15,5 Millionen Wohngebäude, das entspricht 81,8 Prozent, verfügen über einen zentralen Wärmeerzeuger, der in den meisten Fällen im Keller der jeweiligen Immobilie untergebracht ist. Bei Zentralheizungen kommen als Energieträger Erdgas, Öl, Strom (Elektro-Wärmepumpe als Zentralheizung) oder Holz / Pellets zum Einsatz.

Auf welche Art sich dann aber die Wärme im Raum verteilt hängt von dem Wärmeüberträger ab.

Konvektionsheizung – oder: der Status quo

Das, was jeder von uns kennt ist der Radiator, oder Heizkörper genannt. Das ältere oder neuere Monstrum, das sich meist unter den Fenstern befindet. Und jenes, über das wir im Bad unsere Handtücher hängen. Radiatoren werden mit heißem Wasser (ca. 60°C) durchströmt und arbeiten mit der Luft als Wärmeleiter. Diese Art der Heizung nennt man Konvektionsheizung und sie ist die aktuell noch am weitesten verbreitete Art der Heizung. Die sich daraus ergebende Konvektionswärme ist für unseren Körper die unnatürlichste und anstrengendste, da hier eine Luftwalze mit verschiedenen Temperaturzonen entsteht. Was genau im Raum passiert und warum das für unseren Körper so anstrengend ist, erläutern wir in dem Artikel Konvektionswärme.

Es gibt für uns Menschen eine natürlichere Form der Wärmeübertragung, die weniger anstrengend ist und als angenehmer wahrgenommen wird.

Strahlungsheizung – oder: die Wärmflasche als Vorbild

Der uns bekannteste Strahlungskörper ist die Sonne. Wie stark unser Körper darauf reagiert, können wir gut im Frühjahr feststellen, wenn die Sonne tagsüber schon so viel Kraft hat, dass wir uns draußen kurzärmelig aufhalten können, aber sofort anfangen zu frösteln, sobald eine Wolke die Sonne bedeckt. Das gleiche gilt für ein Lagerfeuer. Stehen wir in einer kühlen Nacht mit Freunden um ein Feuer, glühen unsere Gesichter, während die Wadeln auf der Rückseite immer noch kalt sein können. Diese Wärme, welche wir von Sonne und Feuer kennen, wird über Infrarotstrahlung aufgenommen und wird deshalb auch Strahlungswärme genannt. Sie kann tief in unseren Körper eindringen und wird nicht nur oberflächlich absorbiert. Besonders stark spüren wir das, wenn wir uns eine Wärmflasche auflegen. Die Hitze ist sofort da, entspannt unsere Muskeln und breitet sich relativ schnell im ganzen Körper aus.

Es gibt verschiedene Typen der Strahlungsheizung, wie z.B. die Flächenheizung (z.B. Fußbodenheizung) oder die Infrarotheizung. Welcher Typ wie funktioniert und wie Du damit Deine Heizung um- oder nachrüsten kannst, beschreiben wir in den Artikeln über Strahlungswärme.

Es gibt aber noch eine weitere Art der Heizung, die eine Art Zwittermodell darstellt:

Sockelleistenheizung – oder: der Sonderling

Immer öfter tauchen in Immobilienanzeigen, gerade bei Altbauten, die Bezeichnung „Fußleistenheizung“ oder „Sockelleistenheizung“ auf. Diese Art der Heizung verbindet die bisher gängige Heizart der Konvektionsheizung mit den Vorteilen einer Flächenheizung. Durch den Coanda-Effekt bleibt der Luftstrom von der Sockelleistenheizung an der Wand quasi haften und erwärmt dort die Wandoberfläche. Wieso das gut ist, und was die weiteren Vorteile von dieser Heizungsart sind, erklären wir Euch in dem Artikel Sockelleistenheizung.

Wie Du erkennen kannst, ist das Thema der Wärme gar kein so einfaches. Die Wärme, die wir als Menschen brauchen, wird bei jedem Heizungs-Typ anders produziert und übergeben. Wichtig ist also für uns nicht nur, wie man heizt (Holz, Öl, Gas oder Strom), sondern welche Art der Wärme (Strahlung oder Konvektion) produziert wird. Denn hier greift wieder der baubiologische Ansatz, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Das was wir brauchen, die Dinge die uns guttun, sollen Grundlage für die Entscheidungen sein, die wir in Bezug auf unsere Räume treffen.

Welcher Wärme-Typ bist Du? Und wie geht es Dir mit dem, was Du in Deiner Wohnung hast? Lass es uns gerne wissen, oder frag uns, wie Du es für Dich verbessern kannst.

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Wer schreibt?

Foto von Marlene Korff, Innenarchitektin und Baubiologin (IBN)

Marlene Korff ist Innenarchitektin und Baubiologin IBN und nach vielen Jahren in der Sanierung von kleineren und größeren Objekten, arbeitet Marlene jetzt in der unabhängigen, holistischen Beratung für nachhaltiges Bauen bei den Greengineers.  Marlene lebt und arbeitet in München. Mehr über Marlene

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Marlene Korff ist Innenarchitektin und Baubiologin IBN und nach vielen Jahren in der Sanierung von kleineren und größeren Objekten, arbeitet Marlene jetzt in der unabhängigen, holistischen Beratung für nachhaltiges Bauen bei den Greengineers.  Marlene lebt und arbeitet in München. Mehr über Marlene